Wege aus dem Hamsterrad

Gestresst? Wege aus dem Hamsterrad

„Mir ist langweilig!“, das höre ich ganz oft von meinen Kindern. Aber hört man das auch von Erwachsenen? Eher nicht, oder? Von Erwachsenen höre ich nur: „Ich bin so gestresst.“ Oder: „Es ist alles so stressig, ich habe überhaut keine Zeit.“ Ein häufiger Satz ist auch: „Ich muss erst schnell noch x machen dann schnell zu y und dann…“
Alles geschieht in Eile, niemand hat Zeit, keiner macht was in Ruhe und in Sorgfalt.


Wir stürzen nach der Arbeit halbblind und mit Scheuklappen durch den Supermarkt, holen danach die Kinder irgendwo ab, hören nur mit halben Ohr zu was sie erzählen und dann schnell nach Hause wo wieder 10 verschiedene Aufgaben auf uns warten. Wenn abends alle Aufgaben halbherzig und lustlos abgearbeitet sind, sinken wir erschöpft und mit einem Glas Wein in der Hand auf die Couch. Dort liegen wir dann, erschöpft, unzufrieden, mega-gestresst und unglücklich.

Der Alltag früher

Ich habe vor ein paar Jahren mit meiner Oma darüber gesprochen. Wie man heutzutage als junge, berufstätige Mutter unter einem wahnsinnigen Druck steht und was man im Alltag alles zu bewerkstelligen hat.
Meine Oma hat mich mit großen Augen angeschaut und verstand überhaut nicht von was ich rede. Ich glaube sie war noch nie gestresst.
Sie ist mit ihrer Generation komplett anders aufgewachsen. Die meisten Frauen, hier auf dem Land, waren zu Hause und haben im Haus und auf dem Hof gearbeitet. Die Familien waren groß, meistens wohnte die Schwiegermutter oder eine Oma mit im Haus. Die Frauen kümmerten sich um den Haushalt und halfen auf dem Hof oder bei der Feldarbeit mit. In Städten sah es bestimmt etwas anders aus, da gingen Frauen auch arbeiten, aber auf dem Land waren die Tage von Arbeit, Ritualen und Routinen geprägt. Die Kinder liefen nebenher und kümmerten sich größtenteils um sich selbst. Es gab keine Frühförderung für Babys, kein Pekip, keine musikalische Frühförderung, keine Babymassage oder Kinderturnen. Die Kinder habe sich selbst beschäftigt oder mussten zu Hause mitarbeiten.


Damals gab es kein Telefon, kein Handy und kein Internet. Es gab keine Deadlines oder Abgabetermine. Keine Fernsehserien sie man unbedingt zu einer bestimmten Uhrzeit schauen „muss“.
Wenn beim Wocheneinkauf etwas vergessen wurde hatte man Pech. Heute wird sich sofort wieder ins Auto gesetzt um das Vergessene zu kaufen. Überhaupt haben wir in Zeiten von Express und „prime“ vergessen zu warten! Wenn wir etwas möchten dann am Besten jetzt und sofort. Das stresst, oder?

Slosy, Stress

Woher kommt unser ganzer Stress?

Dieser Stress den wir verspüren, der Druck der auf uns lastet, wo kommt der plötzlich her?
Ich würde sehr gerne jemanden dafür verantwortlich machen. Oder eine Lösung von ihm fordern.
Aber ich glaube wir sind selbst dafür verantwortlich. Zum Teil zumindest.
Für äußere Gegebenheiten können wir nichts, manche Dinge muss man hinnehmen.

Externe Faktoren

Fakt ist: ich muss arbeiten gehen um genügend Geld zu verdienen um meinen Lebensunterhalt bestreiten zu können. Leider muss ich morgens, zu früh, aufstehen um pünktlich bei der Arbeit zu sein. Blöderweise muss ich einkaufen gehen, sonst ist nichts Essbares im Haus. Bedauerlicherweise muss ich Versicherungen bezahlen, Kredite abbezahlen und Nachzahlungen ans Finanzamt tätigen. Niemand kommt und putzt mein Haus, das muss ich auch selbst machen.


Jeder einzelne von uns hat Tätigkeiten die er wirklich hasst, die aber trotzdem getan werden müssen. Es gibt bestimmt auch mehr als genug Menschen denen ihr Arbeit überhaut keinen Spaß macht und die sich tagtäglich widerwillig zur Arbeit schleppen, 8 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche, Jahr für Jahr!
Nur um genug Kohle zu haben um sich jeden Schnick-Schnack-Luxus leisten zu können!?

Interne Faktoren

„Jeder ist seines Glückes Schmied“! Da ist schon viel Wahres dran. Nur ICH kann MEIN Leben ändern! Es kommt niemand der das für mich macht.

Job

Wenn mir mein Job so überhaut keinen Spaß macht, wenn ich morgens absolut widerwillig aufstehe, dann wäre doch vielleicht gar nicht so schlecht mir eine neue Arbeitsstelle zu suchen. Auch wenn der Verdienst eventuell schlechter ist. Ist Glücklichsein nicht wichtiger als Geld?
Wenn ich täglich 1-2 Stunden Lebenszeit vergeude um zur Arbeit und wieder zurück kommen, wäre ein Job im Heimatort nicht besser auch wenn weniger rausspringt? Ist Lebenszeit nicht wichtiger als Geld?

Man sollte nie so viel arbeiten dass, zum Leben keine Zeit mehr hat.

Sparen

Immer wieder höre ist, dass ein großer Urlaub der Grund ist für die harte Arbeit und dass dafür das ganze Jahr gespart wird. Ernsthaft? 50 Wochen sparen und sich quälen für 2 Wochen Urlaub im Sommer? Sorry, für Urlaub würde ich nicht sparen. Wenn was übrig ist, ok, sonst mache ich es mir zu Hause schön.
Aber das ist natürlich Geschmacksache. Jedem ist etwas anderes wichtig.

Liebe

Wenn der Partner oder die Partnerin stresst, dann sollte man sich ganz ehrlich fragen ob diese 2 Leben noch zusammen passen. Denn ist eine nicht funktionierende Partnerschaft wichtiger als die Chance auf ein neues Glück?

Freizeit

Wenn die Freizeit den größten Stressfaktor darstellt, dann ist es eventuell zu viel jeden Abend einem anderen Hobby nachzugehen. Ich kenne eine Menge Leute die sich total fertig machen und abhetzen um Yoga, Englischkurs, Tennis, Fitnessstudio, Kochkurs oder was auch immer unter einen Hut zu bekommen. Leute, es ist euer Hobby! Das solltest ihr gerne und mit Muße machen, es hat nichts mit einer Liste zu tun die es abzuhaken gilt.

Und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach dazusitzen und vor sich hin zu schauen.

Astrid Lindgren

Das gleiche gilt auch für den Nachwuchs. Klar, es ist wichtig für Kinder ein Hobby zu haben und man möchte seinen Kindern ja auch vieles ermöglichen, das verstehe ich. Aber Kinder sollen auch Kinder sein und Zeit haben zu spielen. Manche Fähigkeiten erlernen sie nämlich ganz von alleine. Und Langeweile ist gut, dadurch entstehen die kreativsten Ideen und besten Spiele.
Keine Tennisstunde, kein Fußballtraining oder kein Flötenunterricht dieser Welt fördert die Kreativität und die Körperlichkeit so sehr wie freies Spielen.
Kinder sollten sich niemals gestresst fühlen!

Slosy, Hängematte

Du bist gestresst! Was nun?!

Nehmen wir mal an, alle internen Faktoren sind soweit bereinigt, einige Störfaktoren konnten ausgeschaltet werden und es herrscht der normale Wahnsinn. Dieser normale Wahnsinn ist von Familie zu Familie verschieden, es kommt auf die jeweilige Familiensituation an.
Als ich mit unseren Zwillingen schwanger war habe ich mal einen Spruch gelesen, der mich seitdem immer wieder begleitet. „Jeder Haushalt bekommt was er bewältigen kann“. Dem kann ich nur zustimmen, der Mensch ist ein Gewohnheitstier, man gewöhnt sich an alles. Aber muss das sein? Muss man alles hinnehmen? Ich sage nein!
Jeder ist in der Lage etwas zu verändern und seine Situation zu verbessern.


Meiner Meinung nach ist es absolut wichtig sich Ruhepausen im Alltag zu schaffen. Ob es bestimmte Rituale, Ich-Zeiten, sind die fest im Kalender vermerkt sind und an denen es nichts zu rütteln gibt, oder ob diese Alltagspausen bei Bedarf in den Alltag integriert werden ist individuell zu sehen.

Wichtig ist nur , in dieser schnelllebigen Zeit innezuhalten, durchzuatmen und neue Kraft zu schöpfen.

Der Körper und der Geist brauchen diese Ruhephasen!

Gestresster Körper

Wenn wir von A nach B hetzen, noch schnell die Bahn oder den Zug bekommen möchten oder einen Termin einhalten müssen, gerät der Körper in Stress. Der Körper ist in Alarmbereitschaft: der Puls beschleunigt sich, der Blutdruck steigt, die Bauchspeicheldrüse schüttet vermehrt Insulin aus, die Muskeln und die Organe werden stark durchblutet und das vegetative Nervensystem arbeitet auf Hochtouren, wir schwitzen oder frieren, haben Heißhunger auf Süßes und atmen schneller und flacher.

All das ist kein Problem für den Körper- wenn es mal passiert! Wenn das aber zum Dauerzustand wird, kann es kritisch werden.

Gestresster Geist

Unser Kopf ist immer gestresst, immer auf „on“ geschaltet. Durch die ständigen Reize, Geräusche, Lichter, Aufgaben, Gedanken und Hektik ist unser Gehirn irgendwann überlastet.
Es kann zu Schlaflosigkeit, Angst- und Panikzuständen, Apettilosigkeit, Konzentrationprobleme, Lustlosigkeit, innere Abschottung bis zum totalen Zusammenbruch kommen.


Und dann kommt hier noch das Zusammenspiel von körperlichem und seelischem Stress dazu. Während einer konstanten Stressphase schüttet der Körper eine Reihe von Botenstoffen und Hormonen aus.
Wir fühlen uns erschöpft, alles wir zu viel, das berühmte Hamsterrad!
Viele von uns kennen bestimmt das Gefühl. Ich persönlich habe auch schon die Bekanntschaft mit den Stressfaktoren gemacht, ziemlich heftig sogar und ich sage euch: „Bitte zieht die Reißleine bevor es zu spät ist“!

„Geh du vor“, sagte die Seele zum Körper.
„Auf mich hört er nicht, vielleicht hört er auf dich.“
„Ich werde krank werden, dann hat er Zeit für dich“, sagte der Körper zur Seele.

Ulrich Schaffer
Slosy, Stress schwarz-weiss, getstresst


Hin und wieder gestresst zu sein ist ok, aber es sollte keine Dauerzustand sein.

Wenn ihr das Gefühl habt, dass euch alle zu viel ist, dass ihr alleine nicht weiter kommt holt euch bitte Hilfe!

Wenn dir die Kraft fehlt und alles zu viel ist, nimm die eine Auszeit! Ohne dich zu rechtfertigen und ohne Schuldgefühle!

Unbekannt
Slosy, Strand

Was kannst du tun wenn du gestresst bist?!

Es gibt zahlreicht Möglichkeiten dem Alltag eine Weile aus dem Weg zugehen.
Ich nenne hier einige Möglichkeiten, ausprobieren müsst ihr sie selbst.


Fantasie ist gut gegen Realität.

Unbekannt

Zum Abschluss

Ich muss sagen, ich mache diesbezüglich auch viele Fehler. Leider! Aber ich habe auch schon viel gelernt und werde weiter daran arbeiten. Ich meine immer das muss ich noch machen und das auch. Häufig habe ich das Gefühl dass bestimmte Dinge von mir verlangt werden oder dass die Kinder etwas von mir erwarten. Aber das ist, glaube ich, Quatsch. Meine Kinder verlangen nur dass ich sie liebe und das tue ich bedingungslos!
Von so manchem Arbeitgeber habe ich mich getrennt, weil ich den druck nicht mehr aushalten konnte und wollte. Genauso geht es mir mit Freunden oder Hobbys. Was man nicht mehr braucht kann weg!
Als absolut befriedigenden Ausgleich habe ich mir neue Hobbys gesucht und ich habe meine Kreativität gefunden.

Lasst euch nicht von unwichtigen Dingen stressen. Lasst manchmal den Haushalt Haushalt sein und macht etwas Schönes. Etwas das euch glücklich, dass euch erfüllt und euch Kraft gibt.
Ich empfehle euch, die Kinder mal alleine spielen zu lassen. Setzt euch dazu und lest ein Buch oder hört Musik. Nehmt euch eine Auszeit. Ob alleine, mit dem Partner oder einer Freundin. Solche schönen Stunden sind Gold wert und heilen die gestresste Seele.
Kapselt euch von Menschen ab die euch nicht gut tun, auch wenn es euch schwer fällt.
DU bist der wichtigste Mensch in deinem Leben!!!

Traut euch, nehmt euch regelmäßige Auszeiten, nehmt Anlauf und dann startet durch.